Der Vorsitzende des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes, Christoph Radbruch, äußert sich im Vorfeld des von der Gewerkschaft Verdi initiierten Aktionstages am 21. Februar 2017 zum Thema Personalbedarfsbemessung:


„Seit der Einführung des DRG-Systems beobachten wir eine stark angestiegene Arbeitsdichte in deutschen Krankenhäusern, insbesondere im pflegerischen Bereich. Gleichzeitig hat die Patientensicherheit in der Versorgung höchste Priorität. Für die Entlastung der Mitarbeitenden bieten pauschale Personalvorgaben keine Lösung. Der entscheidende Grund dafür ist der Fachkräftemangel: Krankenhäuser haben gar nicht mehr die Möglichkeit, jede offene Stelle zeitnah nachzubesetzen. Besonders in ländlichen Regionen ist die Einstellung von qualifiziertem Personal eine zunehmende Herausforderung. Ohne eine gewisse Flexibilität wären den Kliniken die Hände gebunden, und die flächendeckende wohnortnahe Versorgung wäre gefährdet.

Instrumente der Personalbedarfsbemessung können, sofern sie wirklich geeignet sind, Richtwerte für eine optimale Personalbesetzung aufzeigen – insbesondere in Bereichen mit hohem Betreuungsaufwand wie beispielsweise der Intensivmedizin. Da die konkreten Verhältnisse vor Ort durch die jeweiligen Stationsgrößen und baulichen Voraussetzungen sehr unterschiedlich sind, muss den Trägern aber eine Freiheit in den Gestaltungsmöglichkeiten erhalten bleiben. Damit Richtwerte überhaupt zielführend angewendet werden können, müssen außerdem zwei Voraussetzungen erfüllt sein: Zum einen brauchen wir eine ausreichende Anzahl qualifizierter Fachkräfte, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das Pflegeberufereformgesetz muss deshalb endlich verabschiedet werden. Zum anderen müssen Personalkosten, die durch Vorgaben entstehen, verlässlich und vollständig refinanziert werden – inklusive tarifbedingter Steigerungen. Auch an dieser Stelle ist die Politik gefragt.“

20. Februar 2017