„Ich bin Gemeinderatsmitglied und Arzt. Und jetzt möchte mich bei Ihnen informieren“, so starteten viele Gespräche am DEKV-Messestand. Die eindeutige Prioritätensetzung der Gesprächspartner war in den Gesprächen spürbar. Auch der vielfach geäußerte Wunsch, den besonderen Geist in den evangelischen Krankenhäusern weiterhin zu erhalten, kam in den Gesprächen deutlich zum Ausdruck. „Wie funktionieren die Personaluntergrenzen? Welchen Personalschlüssel Pflegekraft/Patienten haben die evangelischen Krankenhäuser? Welche Berufsgruppen werden aus dem DRG-System ausgekoppelt? Diese und weitere krankenhausspezifische Fragen stellten viele Kirchentagbesucher, die pflegerisch und medizinisch in evangelischen Krankenhäusern tätig sind, dem DEKV-Team. Viele schilderten ihr persönliches Erleben im Krankenhaus-Berufsalltag: als Hebamme im Kreissaal, als junge Ärztin, als Pfleger, der sich nach fünf Jahren im Krankenhaus jetzt zu einem Studium der Pflegewissenschaften entschieden hat. Hinzu kamen viele An- und Zugehörige von Patientinnen und Patienten, die über ihre Erfahrungen berichteten.
Information und Diskussion am DEKV-Stand
Auch DEKV-Mitglied Matthias Scheller, Geschäftsführer der Immanuel Albertinen Diakonie, besuchte den DEKV-Stand und nutzte die Gelegenheit aktuelle Themen im Krankenhausmarkt zu diskutieren. Dazu zählten die Auskopplung der Pflegepersonalkosten und die Personaluntergrenzen sowie die unzureichende Investitionsförderung der Länder. In Hamburg werde viel getan, nur nicht genug, resümierte Scheller. Mit seinem Posaunenchor Schnelsen gestaltete er den Kirchentag musikalisch mit.
Kurt Beck, Ministerpräsident a.D. (SPD), jetzt Vorsitzender der Friedrich-Ebert Stiftung (FES), schaute zusammen mit dem Stiftungsgeschäftsführer, Dr. Roland Schmidt, beim DEKV vorbei. „Die evangelischen Krankenhäuser haben eine zentrale Funktion bei der Sicherung der Daseinsvorsorge in Deutschland“, betonte Beck. Vereinbart wurde, dass der DEKV mit der FES zu krankenhauspolitischen Themen in einen vertieften Dialog eintritt.
Vulnerable Patientengruppen im Fokus
Die qualifizierte Versorgung vulnerabler Patientengruppen, kognitiv eingeschränkter oder demenziell erkrankter Patientinnen und Patienten sowie Patienten mit lebensbegrenzender Diagnose, interessierte den Mediziner und Medizinethiker Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Universität Bayreuth. Zu vulnerablen Patientengruppen habe er ein Forschungsprojekt, das die Diskussion im DEKV bereichern könne. Der Vorsitzende des DEKV, Christoph Radbruch, und die Verbandsdirektorin, Melanie Kanzler, informierten den Medizinethiker über das Verbandsprojekt „DEKV-Zuwendungsindex“. Der Versuch, Zuwendung im Krankenhaus operationalisierbar zu machen, brauche einen ausgewogenen Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden. Dem „anderen Geist“ in evangelischen Krankenhäusern ausreichend Raum zu geben und diesen kontinuierlich zu erhalten, sei eine zentrale Aufgabe des Managements in evangelischen Krankenhäusern, so Nagel. Wenn die damit ermöglichte Zuwendung für Patienten und Mitarbeitende konkret erlebbar werde, spiegele sie sich auch in der Wettbewerbsposition des Krankenhauses wider.
Was bedeutet Zuwendung?
Die DEKV-Befragung „Was ist Zuwendung im Krankenhaus für mich?“ auf dem Kirchentag fand gute Resonanz. Insgesamt teilten uns 50 Personen mit, was sie damit verbinden und darunter verstehen. Erster Trend: Mehr Zeit, ganzheitliche Wahrnehmung der Patienten und Beschäftigten sowie bessere interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit aller Berufsgruppen im Krankenhaus. Eine detaillierte Auswertung der Rückmeldungen erfolgt aktuell in der DEKV-Geschäftsstelle. Die Ergebnisse werden in der nächsten DEKV-Vorstandssitzung am 12. September 2019 diskutiert. Anschließend werden sie auf dem Mitgliederportal MeinDEKV veröffentlicht.
Chancen nutzen
An den fünf Tagen des Kirchentages führte das DEKV-Team zudem viele Gespräche mit Entscheidern aus Diakonie, Kirche, Wissenschaft und Politik außerhalb des DEKV-Messestandes. Geeignete Plattformen boten die Messestände der Arbeitskreise der Christen und der Parteien sowie die Abendempfänge der Parteien, beispielsweise der des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, und der ChrismonSalon der KD-Bank.