Der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) fördert mit einem am 9. Mai 2017 veröffentlichten Empfehlungspapier die Etablierung demenzsensibler Strukturen in seinen Mitgliedskrankenhäusern. Unter Mitwirkung einer Expertengruppe präsentiert der Verband sechs zentrale Überlegungen, die für demenzsensible Krankenhäuser unverzichtbar sind.
Das Empfehlungspapier beschreibt, wie Mitarbeitende geschult und Prozesse gestaltet werden müssen, um für demenzkranke Patienten ein Höchstmaß an Selbstbestimmung zu erhalten und Komplikationen wie einem postoperativen Delir vorzubeugen. Darüber hinaus skizziert das Dossier Qualitätskriterien, die für eine demenzsensible Krankenhausbehandlung herangezogen werden können.
„Die Selbstbestimmung demenzkranker Patienten zu bewahren, ist eine zentrale und zunehmend wichtige Aufgabe für Krankenhäuser. Menschen mit Demenz können nicht wie andere Patienten behandelt werden – sie brauchen mehr Aufmerksamkeit, mehr Zeit und speziell geschulte Mitarbei-tende in Medizin und Pflege, die sich mit ihren besonderen Bedürfnissen auseinandersetzen“, sagt der Vorsitzende des DEKV, Christoph Radbruch, und verweist auch auf die Refinanzierung der Leistungen: „Im DRG-System besteht an dieser Stelle dringender Nachbesserungsbedarf.“ Darüber hin-aus könnten demenzsensible Strukturen und Prozesse auch Qualitätskriterien sein: „Faktoren wie eine verständnisorientierte Kommunikation, das Erkennen und adäquate Behandeln von Schmerzen und die Förderung der Lebensqualität müssen die vorhandenen Qualitätsindikatoren ergänzen. Dafür werden wir uns auch weiterhin einsetzen“, betont der DEKV-Vorsitzende.
Der DEKV engagiert sich mit dem Projekt „Wissenstransfer: Demenzsensibles Krankenhaus“ für die Etablierung demenzsensibler Strukturen in seinen Mitgliedseinrichtungen.
Im Rahmen der Fachtagung „Nichts vergessen? – Auf dem Weg zum demenzsensiblen Krankenhaus“ am 9. und 10. Mai 2017 in Berlin veröffentlicht der Verband sein Empfehlungspapier dazu. Im Strategieforum am ersten Kongresstag diskutiert der DEKV mit mehr als 100 Teilnehmern aus Krankenhäusern, Politik, Wissenschaft und Patientenorganisationen die Herausforderungen einer demenzsensiblen Versorgung im Spannungsfeld politischer Vorgaben und wirtschaftlicher Notwendigkeiten. Am 10. Mai stellen evangelische Kliniken ihre Modellprojekte und Best Practice-Beispiele vor.
„Mit dieser neuen Plattform möchten wir den kollegialen Austausch unter evangelischen Krankenhäusern fördern, um gute Ideen und innovative Ansätze in die Breite der Krankenhausversorgung zu bringen“, unterstreicht Radbruch. „Eine hochwertige Versorgung vulnerabler Patienten ist den Krankenhäusern in christlicher Trägerschaft ein wichtiges Anliegen. Deshalb bemüht sich der DEKV verstärkt um Lösungen und politische gangbare Wege auch für eine sektorenübergreifende Versorgung.“
Das Projekt „Wissenstransfer: Demenzsensibles Krankenhaus“ wird gefördert von der Robert Bosch Stiftung. Kooperationspartner ist die Deutsche Alzheimer Gesellschaft. Schirmherr des Projektes ist der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtigte für Pflege, Karl-Josef Laumann.
09. Mai 2017