„Krankenhaus neu denken“: Diese anspruchsvolle Aufgabe stellte der Deutsche Evangelische Krankenhausverband (DEKV) seinen Mitgliedern im Rahmen der Jahrestagung 2017.
Vom 11. bis 12. September kamen in Hannover mehr als 200 Geschäftsführer und Mitarbeitende aus evangelischen Kliniken sowie weitere Experten aus der Gesundheitsbranche zusammen, um über die Rolle der konfessionellen Krankenhäuser in der zukünftigen Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Der zweite Kongresstag widmete sich insbesondere der Perspektive junger Nachwuchskräfte sowie der Frage nach dem Nutzen der Digitalisierung für Patienten und Mitarbeitende.
„Krankenhaus neu denken – wie schaffen wir das gemeinsam?“, fragte der bekannte Neurobiologe und Buchautor Gerald Hüther in seinem Impulsvortrag. Hüther und warb dafür, den Mut für einen Perspektivwechsel im Denken zu finden. „Heilung ist nicht ‚machbar‘ – sie kann nur gelingen, wenn wir eine Atmosphäre schaffen, in der die Selbstheilungskräfte im Gehirn aktiv werden können“, sagte Hüther. „Dafür brauchen wir Mitarbeitende in den Kliniken, die einander als Individuen anerkennen und ein gemeinsames Anliegen verfolgen.“ Der Mensch dürfe nicht in den Dienst der Ökonomie gestellt werden. Hüther sah die zukünfitge Aufgabe evangelischer Krankenhäuser vor allem darin, „ihren guten Geist zu nähren, zu pflegen und zu bewahren.“
Wie sich die fortschreitende Digitalisierung zum Nutzen von Patienten und Mit-arbeitenden gestalten lassen kann, beschrieb Renate Radon, Mitglied der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland. „Es muss unser Anspruch sein, lebenswert zu altern.“ Der digitale Fortschritt biete zahlreiche Möglichkeiten, die medizinische Versorgung zu erleichtern und auch Krankheiten von Beginn des Lebens an vorzubeugen, sagte Radon, und stellte beispielhaft eine App zur Unterstützung von Eltern bei der Versorgung Frühgeborener vor. Gleichzeitig sei der Umgang mit Daten „ein sehr kritisches Geschäft, das man verantwortungs-voll angehen muss.“
Zum Thema Gesundheitsversorgung der Zukunft ist die Perspektive junger Nachwuchskräfte für den DEKV unverzichtbar. Aus diesem Grund intergierte der Verband zum wiederholten Mal das erfolgreiche Forum „YoungProfessionals“ in seine Jahrestagung. Rund 70 junge Mitarbeitende aus verschiedenen Bereichen des Krankenhauses entwickelten am 11. und 12. September in Hannover eigene Ideen zu der Frage, wie sich „Krankenhaus neu denken“ lässt.
Am zweiten Tag präsentierten die YoungProfessionals den Geschäftsführern ihre Vorschläge und diskutierten anschließend gemeinsam mit Renate Radon und Vertretern der Krankenhäuser über ethische Herausforderungen der Digitalisierung im Krankenhaus. Einigkeit bestand darüber, dass neue digitale Innovationen eine intensive Ethikdiskussion notwendig machen. „Wir werden und müssen mit der Digitalisierung mitziehen. Unser Anspruch muss aber sein, die Fähigkeit und die Motivation zum Mitdenken nicht zu verlieren. Patienten können sicherlich von vielen Technologien profitieren, aber sie brauchen auch den zwischenmenschlichen Kontakt“, betonte die junge Gesundheits-und Krankenpflegerin Elisa Heyer aus der Lungenklinik Lostau der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg.
Durch die DEKV-Jahrestagung 2017 führte die Journalistin Christiane Poertgen. „In den vergangenen zwei Tagen haben wir viele wertvolle Denkanstöße erhalten und neue Ideen diskutiert. Die Vorschläge der Nachwuchskräfte aus unseren Krankenhäusern haben gezeigt, wie motiviert die jungen Mitarbeitenden sind, und dass sie sich ganz bewusst für die Tätigkeit in einem evangelischen Krankenhaus entschieden haben. Gemeinsam werden wir weiterhin eine hochwertige sektorenübergreifende Versorgung gestalten und den digitalen Fortschritt im Sinne des Patientenwohls nutzen. Vor allem die Bedürfnisse älterer und multimorbider Patienten müssen zukünftig stärker im DRG-System berücksichtigt werden – dafür wird sich der DEKV weiter stark machen“, resümierte der DEKV-Vorsitzende Christoph Radbruch.
12. September 2017