Die Diakonie Deutschland und der Deutsche Evangelische Krankenhausverband e.V. (DEKV) begrüßen die Einigung des GKV-Spitzenverbandes und der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zur Corona-Prämie für Pflegekräfte im Krankenhaus. Zugleich sehen sie Verbesserungsbedarf bei einigen Punkten des Lösungsvorschlags, der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorgelegt wurde.
„Die Prämie ist ein Dank an die Pflegekräfte, die durch die Corona-Krise einer besonderen Belastung ausgesetzt waren. Daher müssen die Kriterien für die Verteilung einfach und transparent sein. Nur so beugen wir Enttäuschung bei den Beschäftigten vor, die keine Zahlung erhalten. Die Pflegekräfte in den Krankenhäusern müssen die Auswahl der anspruchsberechtigten Krankenhäuser nachvollziehen können“, betonte der DEKV-Vorsitzende Christoph Radbruch, „komplizierte Berechnungen führen eher zu Unmut in den Häusern.“
„Wir begrüßen auch, dass die Auswahl der anspruchsberechtigten Mitarbeitenden den jeweiligen Krankenhäusern überlassen wird. So fließen individuelle Leistungen und die Verhältnisse vor Ort in die Auswahl ein. Aber das Konzept gibt keine Kriterien wie zum Beispiel Kontakttage zu COVID-19-Patienten vor, an denen sich die Krankenhäuser orientieren können“, erklärt Radbruch. Damit werde die gesamte Diskussion über die Prämie und der Unfriede, der dabei entstehen könne, an die einzelnen Krankenhäuser delegiert.
Der Lösungsvorschlag sieht vor, dass nur Mitarbeitende, die in der Pflege am Bett tätig sind, die Corona-Prämie erhalten sollen. In Ausnahmenfällen sollen auch weitere Mitarbeitende, beispielsweise Beschäftigte in der Notaufnahme, bedacht werden können. „Wir hätten uns gewünscht, dass alle Berufsgruppen und Fachbereiche bei der Corona-Prämie im Krankenhaus berücksichtigt werden. Denn die Herausforderungen der Pandemie konnten nur alle Beschäftigten gemeinsam meistern. Dabei waren viele Mitarbeitende besonderen Belastungen ausgesetzt, auch die Reinigungskräfte. Sie mussten die infizierten Zimmer reinigen. Das hat teilweise zu Sorgen und Ängsten geführt“, betont Radbruch.
Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland sieht das Instrument der Prämie kritisch: „Natürlich haben die Mitarbeitenden in Krankenhäusern – ebenso wie in der Altenhilfe – eine Prämie als Anerkennung der Gesellschaft verdient. Allerdings ist eine Prämie kein Ersatz für dringende strukturelle Verbesserungen, etwa bei den Arbeitsbedingungen. Diese müssen angepackt werden. Zudem dürfen Prämien nicht zu Ungerechtigkeiten in den Belegschaften, den Arbeitsbereichen und zwischen den verschiedenen Berufsgruppen führen, wenn alle Außerordentliches geleistet haben.“
Berlin, 03. September 2020