Patientensicherheit bedeutet Sicherheit für Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt
Mehr als jedes zehnte Baby in Deutschland erblickt in einem evangelischen Krankenhaus das Licht der Welt. Im vergangenen Jahr wurden über 82.000 Kinder in den bundesweit 65 evangelischen Krankenhäusern mit geburtshilflichen Stationen geboren. „Vom hebammengeleiteten Kreißsaal in Düsseldorf, Oberhausen oder Paderborn für eine möglichst selbstbestimmte, natürlichen Geburt, zu der notfalls ein Arzt hinzugezogen werden kann, bis hin zu den 32 evangelischen Perinatalzentren, hoch spezialisierten Geburtsabteilungen für sehr kleine oder kranke Neugeborene und Schwangerschaften mit hohem Risiko, bieten die evangelischen Krankenhäuser alle Stufen einer modernen Geburtshilfe“, erklärt Christoph Radbruch, Vorsitzender des Deutschen Evangelischen Krankenhausverbandes e.V. (DEKV).
Ein sicherer Start braucht ein eingespieltes Team
„Mütter sind bei der Geburt heute älter. Ab dem Alter von 35 Jahren zählen sie als Risikoschwangere. Ihre Zahl ist in der Zeit von 2010 bis 2020 von 31,5 Prozent auf 40,8 Prozent gestiegen. Von den Müttern, die das erste Kind bekamen, waren im Jahr 2020 24,4 Prozent älter als 35 Jahre, das ist seit 2010 ein Anstieg von 5,9 Prozent.1 Aber auch durch Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck sind Risikoschwangerschaften häufiger. Nach Kinderwunschbehandlungen, bei der Geburt von Drillingen, bei Vorliegen einer Wachstumsverzögerung oder einer angeborenen genetischen Behinderung sind ebenfalls besondere Maßnahmen für eine sichere Geburt zu treffen“, erklärt Radbruch. „Dafür machen sich unsere Mitglieder stark.“
Im evangelischen Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf beispielsweise besteht ein standardisiertes Verfahren für Geburten bei einer Risikoschwangerschaft: In einer interdisziplinären Fallbesprechung bewerten die Ärzt:innen und Hebammen anhand der geltenden Leitlinien, welche Risiken bestehen und ob weitere Fachärzt:innen zur Geburt hinzugezogen werden müssen. Gemeinsam mit der Mutter wird dann die Entscheidung getroffen, eine natürliche Geburt oder einen geplanten Kaiserschnitt durchzuführen. Nach der Geburt erfolgt eine interdisziplinäre Bewertung des Ablaufs und damit eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse. Dies wirkt sich unter anderem positiv auf die Patientensicherheit aus.
Auch im Diakonissen Stiftungs-Krankenhaus Speyer wird viel für die sichere Geburt investiert. In einem eigens geschaffenen Simulationskreißsaal können kritische Situationen unter der Geburt lebensnah dargestellt und interdisziplinär geübt werden. Das unterstützt Ärzt:innen und Hebammen dabei, die interprofessionelle Kommunikation und Zusammenarbeit zu verbessern. Jede:r Mitarbeitende soll einmal jährlich dieses Training durchlaufen. Dadurch wird die Sicherheit im Kreißsaal erheblich gestärkt.
„Für unsere Mitarbeitenden steht ein guter und sicherer Start ins Leben für Mutter und Kind an vorderster Stelle“, betont Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. Wir freuen uns daher, dass das Aktionsbündnis Patientensicherheit mit dem Motto des diesjährigen Welttages der Patientensicherheit ‚Sicher vom ersten Atemzug an‘ gezielt auf dieses wichtige Thema aufmerksam macht.“
Berlin, den 17. September 2021
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Quelle:
1 Alter der Mutter: Differenz zwischen Geburtsjahr des Kindes und dem Geburtsjahr der Mutter („Geburtsjahrmethode“); statistisches Bundesamt (Destatis), 2021, abgerufen 15.09.2021